Ein Buch von Wolfgang Kulow mit Co-Autorin Iris Hadbawnik
Im März 2012 lernte ich Wolfgang Kulow im Laufcamp von Sport Coast an der spanischen Küste kennen. Er war gerade mit dem Rad von Lensahn an der Ostküste Deutschlands bis nach Peñíscola, kurz oberhalb von Valencia, gefahren. 1.800 Kilometer legte er dafür in sage und schreibe 12 Tagen zurück. Wohlgemerkt mit seinem kompletten Gepäck und Übernachtungen in Zelt und Schlafsack. Eine Wahnsinns-Leistung!
Aber diese Leistung sollte nicht die einzige sein, die mich in den nächsten Tagen in zahlreichen Gesprächen beeindruckte. Was hatte er in seinem Leben nicht bereits bewältigt. Vom Marathon des Sables angefangen bis zum Race Across America oder dem 10-fach Ironman in Mexiko, diversen Tauch- und Schwimmrekorden bis hin zum Ultra-Marathon unter Wasser oder quer durch die Taklamakan Wüste. Wahnsinn, was dieser Mann in seinem Leben alles geleistet hat. Und Wahnsinn, wie bildhaft, lebendig und vor allem lustig diese Geschichten über seine Lippen gingen. Bereits da hatte Wolfgang die Idee, seine Abenteuer in einem Buch niederzuschreiben. Die Realisation dafür hat dann aber nochmal einige Zeit in Anspruch genommen.
Unser gemeinsames Buch „Das Unvorstellbare wagen“ kam dann im Mai 2016 in den Buchhandel. Und es spiegelt genau die Persönlichkeit von Wolfgang wider. Ob ehrgeizig, charmant, lustig oder selbstironisch. Aber auch die Offenheit, inwiefern Familie, Liebe und auch der Sex in seinem Leben eine Rolle spielten.
Als kleinen Vorgeschmack auf das Buch, gibt es an dieser Stelle die Geschichte zur oben genannten Fahrt nach Valencia:
[…] Genau zehn Jahre später sollte ich das schmerzhaft zu spüren bekommen. 2012 fuhr ich mit dem Rad von Lensahn nach Valencia in Spanien. 1.800 Kilometer mit kleinem Gepäck, Zelt und Schlafsack obendrauf. Als ich nach zwölf Tagen in meinem Zielort eintraf, war zu meinem großen Entsetzen zwischen meinen Beinen alles taub. Ich hatte mir extra für die Fahrt einen tollen weißen Rennradsattel zugelegt, der super zum weiß-blauen Rahmen meines Rades passte – nur anscheinend nicht zu meiner Anatomie. Alle Nervenbahnen dieses sensiblen Bereichs wurden unter der tagelangen Dauerbelastung schier abgeklemmt. Weder bei den 1.800 Kilometern in Mexiko noch beim RAAM hatte ich mit solchen Problem zu kämpfen gehabt. „Das wird morgen schon wieder weg sein“, redete ich mir ein. Aber auch am nächsten Tag tat sich nichts, und auch am übernächsten blieben die Nerven untenrum taub. Dafür lagen sie obenrum immer mehr blank.
„Bleib ruhig, Wolfgang. Das ist normal. Bei mir ist das schon jahrelang so“, hörte ich meinen Radkumpel aus Deutschland doch tatsächlich am Telefon sagen, den ich in meiner Verzweiflung aus Spanien angerufen hatte. Zwar war es tröstlich, dass ich mit dem Problem nicht alleine war. Doch dass meine Männlichkeit unter Umständen jahrelang beeinträchtigt sein würde, trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Wenn das der Preis fürs Extremradfahren war, dann wollte ich zukünftig nie wieder Rad fahren! Dieser Preis war mir eindeutig zu hoch!
Auch nach Ende der Tour streikten die Nerven weiter. Zurück in Deutschland wandte ich mich deshalb direkt an meinen Arzt. Der blieb ganz cool. „Weißt du, Wolfgang, zu mir kommen junge Männer, die sind 18 Jahre alt, und da tut sich auch nichts mehr.“ Er machte eine Pause. „Mausetot!“, sagte er und fuhr sich mit den Fingern über die Kehle. „Aber das ist nicht schlimm, vielmehr ganz normal bei dauerhaftem Radfahren“, fuhr er beschwichtigend fort. „Das ist nicht schlimm?“, schrie ich entsetzt auf. „Das ist ein Weltuntergang, Gerrit!“ Fast überschlug sich meine Stimme. „Und du sagst, das sei nicht schlimm!?“ Gerrit versuchte mich beruhigen: „Das ist überhaupt kein Problem!“ Er zückte seinen Stift. „Ich gebe dir ein Rezept für Viagra, damit läuft alles wieder wie am Schnürchen“, grinste er verheißungsvoll. Ich riss ihm das Rezept förmlich aus der Hand und lief direkt zur Apotheke. Aber ach du Schreck! Ich stoppte noch vor der Tür. Unmöglich konnte ich da rein. Das Problem lag auf der Hand: Meine Nachbarin arbeitete in der Apotheke. Es war indiskutabel, da mit diesem Rezept hineinzuschneien. Was sollte sie nur denken? Der Kulow kann nicht mehr … Nicht auszudenken, wenn das die Runde machte!
Minutenlang zog ich vor dem Schaufenster meine Kreise. Am Ende nahm ich all meinen Mut zusammen und betrat beherzt die Höhle der Löwen. Zögernd übergab ich meiner Nachbarin das Rezept, die natürlich sofort registrierte, was hier los war. „Wolfgang, nicht nur dir ist es peinlich, das Rezept einzulösen“, lachte sie ungezwungen. Kunden kämen extra aus Oldenburg angereist und liefen so lange vor der Apotheke auf und ab, bis ein männlicher Apotheker alleine im Laden sei. „Das ist hier schon fast an der Tagesordnung“, sagte sie, als sie mir die Tüte samt wertvollem Inhalt überreichte. Und was soll ich sagen: Das Medikament half tatsächlich. Wenigstens war dadurch mein Eheleben nicht beeinträchtigt. Als ich nach einem Vierteljahr die kleinen blauen Helferlein wieder in die hinterste Ecke des Badezimmerschrankes verfrachten konnte, grinste ich über das ganze Gesicht. Alle natürlichen Funktionen meines Körpers waren wieder vollständig hergestellt. Das war eine unglaubliche Erleichterung. Und nicht nur ich atmete erleichtert auf … […]
Er lief 200 Kilometer durch die Sahara, fuhr mit dem Rad 5.000 Kilometer quer durch die USA, absolvierte einen zehnfachen Ironman und schwamm 90 Kilometer rund um Fehmarn. Bis heute hat Wolfgang Kulow unzählige Extremsportevents in aller Welt bestritten und zahlreiche Weltrekorde aufgestellt. In seiner soeben erschienenen Autobiografie Das Unvorstellbare wagen berichtet Wolfgang Kulow aus seinem faszinierenden Lebenals Extremsportler.
Bereits als Kind wurde Kulow von Marinetauchern ausgebildet. Später folgten diverse Läufe und Triathlons über Ultradistanzen, seit 1992 veranstaltet er zudem den Triple-Ultra-Triathlon in Lensahn/Ostsee. Doch schon bald empfand er diese Wettkämpfe als zu reglementiert und ersann selbst neue Abenteuer: Als erster Mensch überhaupt absolvierte Kulow einen Unterwassermarathon und lief 466 km durch die Taklamakan-Wüste in China! Und auch mit 66 Jahren tastet sich Kulow noch regelmäßig an seine physischen und psychischen Grenzen heran: lm Februar 2016 kam er beim Yukon Arctic Ultra in Kanada, dem kältesten und härtesten Ultrarennen der Welt, auf seinem Fatbike als Zweiter ins Ziel. Von all dem versteht Kulow packend zu berichten. Doch Kulow spricht auch über die Schattenseiten seines Sportlerdaseins. Ehrlich gibt er zu, zeitweise zum „Sportaholic“ mutiert zu sein. Zwei Ehen scheiterten nicht zuletzt daran – eine schmerzhafte Erfahrung, aus der er lernte, seinen Sport weniger verbissen anzugehen.
Dieses wunderbar bebilderte Buch ist nicht nur eine wunderbare Inspiration für alle (Extrem-)Sportler, sondern eine Ermutigung für alle, die eigenen Träume zu verfolgen. Kein Wunder, dass Kulow heute nicht nur als Trainer gefragt ist, sondern auch als Referent – vor dem Hausfrauenbund genauso wie vor hochrangigen Managern.
Sie möchten ein Rezensionsexemplar erhalten? Einfach kurze Mail an: kontakt[@]hadbawnik[dot]de
Wolfgang Kulow
Das Unvorstellbare wagen
Mein Leben als Extremsportler
In Zusammenarbeit mit Iris Hadbawnik
Mit einem Vorwort von Joey Kelly
224 S., Paperback, zahlreiche Fotos
ISBN 978-3-7307-0261-1
Preis: 19,90 €
Erschienen im Verlag Die Werkstatt, Göttingen
Vorwort von Joey Kelly
ABENTEUER VOR DER HAUSTÜR
Leben in der Runde
(Alb-)Traumberuf
MIT KIND UND KEGEL
Unterwasserleben
Große Freiheit Bundeswehr
Luxusleben mit Kind
VOM WORKAHOLIC ZUM SPORTAHOLIC
Aller Anfang ist schwer
Der schmale Grat zwischen Leidenschaft und Sucht
Last als Lust
ZEHNFACH-IRONMAN ODER: AUS ERFAHRUNG LERNEN
Durch extreme Belastung wachst man zusammen
Sex als Ablenkung vom Schmerz
Letztes Andenken aus Mexiko
Menschen an meiner Seite: Daan Rob
DIE UNERKLÄRLICHE SEHNSUCHT NACH WÜSTE
Wohnzimmer im Rucksack
Die Wüste hat ihre eigenen Gesetze
Der Körper lechzt nach Salz
Operation Wüstensturm
Auf dem Boden der Tatsachen
NEUE LIEBE, NEUES LEBEN
Wasser ist mein Element
Ein Wechselbad der Gefühle
Ostseeflucht
Freiheitsschwimmer
Grenzwertig
RACE ACROSS AMERICA: EIN LANGGEHEGTER TRAUM WIRD WAHR
Risiko oder die Bereitschaft, neue Wege zu gehen
Vorwärtskommen als reiner Willensakt
Der Preis ist zu hoch
Menschen an meiner Seite: Matthias „Pelzi“ Plümer
EXTREMTEST TAKLAMAKAN: WÜSTE OHNE WIEDERKEHR
Über die teuerste Straße der Welt
Außer Fotos nichts zu holen
Probleme sind zum Lösen da
Wie Himmel und Hölle
Am Ende siegt die Vernunft
UNBEKANNTE UNTER WASSER WELT
Unterwasser-Wolfgang
Mit 89.000 Schritten zum Rekord
Auf Backbord kommt ein Radfahrer
Unterwasserliebe
DIE EISWÜSTE RUFT
Immer wieder aufbrechen
Drink, Germanski – oder das Leben auf dem See
Njet!
Baikalsee 2.0: Ständiges Krisenmanagement
Bringt besser den Schwimmanzug mit
ÜBER DEN TELLERRAND: COACH, REFERENT, VERANSTALTER
Im Hier und Jetzt
EXTREMSPORT IST EINE LEBENSEINSTELLUNG
Immer wieder aufbrechen
Anhang
Danksagung
Quellen
Die Co-Autorin
Bildnachweis
Jetzt bestellen: Das Unvorstellbare wagen. Mein Leben als Extremsportler